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„Wissen ist
Macht!“
Die drei Aspekte
von Wissen und Macht:
1. Aspekt:
universelles Wissen und Spezialwissen
„Wissen ist Macht!“ ist ein bekanntes und häufig
benutztes Stichwort!
Man behauptet
immer wieder „Wissen ist Macht!“ und spricht häufig von der „Wissensgesellschaft“.
Wenn der Spruch richtig wäre, dann müsste
derjenige, der viel weiß, automatisch auch – oder zumindest potentiell – viel
Macht besitzen!
Hier
gibt es z.B. ein Problem: Der Experte z.B. ein Professor weiß von immer weniger
immer mehr.
Wie
will man sein Wissen – oder besser seinen Wissensmenge – mit dem Wissen eines
Universal-Gelehrten vergleichend messen?
Man unterscheidet den Begriff „Wissen“
nicht mehr in Basiswissen, funktionales Wissen, universales Wissen und
Spezialwissen.
Man
propagiert also den Begriff „Wissen“ als verabsolutierten Begriff.
Es gibt keine Unterscheidung in
wichtig, weniger wichtig und besonders wichtig.
Es
wird nicht gefragt, wofür etwas wichtig oder unwichtig ist!
Es
gibt natürlich auch keine Kriterien der Unterscheidung.
Alles
bleibt gleichbedeutend und gleich wichtig!
Alles
muss in der Schule oder auf der Universität gelernt werden und das in jedem Fach.
Es gibt kaum noch eine Einteilung
in Erfahrungen, Einsichten und Erkenntnisse.
Auch
eine Einteilung nach Rangigkeit von Regeln oder Gesetzen wird nicht vorgenommen.
Man
propagiert also wider besseren Wissens das „Wissen“ als allein ausschlaggebenden
Faktor für Macht!
Frustration
macht sich breit – bei Schülern und Studenten, bei Lehrern und Hochschullehrern und in der gesamten Bevölkerung!
2.
Aspekt: Macht durch Wissen oder Regeln
(Was bedeutet
eigentlich Macht?)
Tatsächlich
hat derjenige die Macht, der die Regeln bestimmen kann, nach denen sich die
anderen zu richten haben.
Er
muss diese Regeln aber auch durchsetzen können.
So
einfach ist das!
Natürlich
muss er aufpassen, dass er sich nicht in seinen eigenen Regeln verfängt und
diese Regeln nicht zu Fallstricken für ihn werden.
Am
einfachsten ist es, wenn diese von ihm aufgestellten Regeln nicht für ihn
gelten.
Das
hinzubekommen, ist schwerer, als die Regeln aufzustellen.
Das
hinzubekommen ist auch schwerer als die Regeln durchzusetzen.
3.
Aspekt: Die Machtfrage über das Wissen
Wer behauptet „Wissen ist Macht!“
und oder häufig von der „Wissensgesellschaft“ spricht,
läuft beim kritischen Zuhörer in die Gefahr, als ein Mensch
entlarvt
zu werden, der die Macht will.
Die
anderen sollen daran glauben – er glaubt es selbst nicht!!!
Die
anderen sollen sehr viel lernen:
(1) Schüler (aber auch Bürger) sollen
Wissen als Faktenwissen aneinander reihen.
(Den Lehrern, die ja mitspielen
müssen, gibt man so die Möglichkeit, viele so genannte Multiple Choise Fragen als Test zu stellen.
Diese
lassen sich zwar leicht korrigieren und auswerten aber sie verhindern nahezu
das selbständige Denken.)
(2)
Dieses Wissen soll nicht eingeteilt und unterschieden werden; es soll nicht strukturiert
und nicht funktionalisiert werden!
Es
soll möglichst unstrukturiert möglichst lange undifferenziert sein.
(Dann kann man nicht so leicht
Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden.)
(3)
Schüler und später die Bürger sollen keine Vergleiche und Gegenüberstellungen anstellen.
Sie
sollen auch nicht lernen, wie man das macht.
(Dann kann man auch keine
objektivierbare Kriterien entwickeln und überprüfen.)
(4)
Schüler und Bürger sollen nicht Geschichtliches mit Aktuellem vergleichen.
Sie
sollen auch nicht lernen, wie man das macht.
(Dann müssten sie ja
Bedingungsfelder aufstellen, entwickeln und bewerten lernen. Wenn das nicht
geschieht , lassen sie sich leichter manipulieren!)
(5)
Das Wissen soll ihnen vorkommen wie eine nicht enden wollende Reise in ein unbekanntes
Land.
(Dann kann man leichter ein
„lebenslanges Lernen“ propagieren, das man natürlich so versteht wie bisher
beschrieben.)
(6)
Diese nicht enden wollende Reise schafft sogar bei denen, die dies erkennen, Unzufriedenheit,
die wie für unsere Zwecke ausnutzen und steuern können.
(Damit schaffen wir auch auf diese
Weise etwas mehr Abhängige und steuerbare Menschen.
(7)
Schüler und Bürger sollen möglichst damit auskommen, wenn sie Wenn-dann-Beziehungen
beherrschen und etwas kausales Denken.
Beides
braucht man sowohl im täglichen Leben als auch im Erwerbsleben.
Also
sorgen wir (de Politiker) dafür, dass es geschieht!
Schließlich
müssen auch brave und gesetzestreue Untertanen beides können!
(Dann fällt auch das Andere – die
eigentliche Machtfrage – nicht so auf!)
(8) Schüler und Bürger sollen
kausale Zusammenhänge lernen– aber bitte nur sehr begrenzt.
Der
Unterricht in den Naturwissenschaften soll möglichst nicht mehr Zeit in Anspruch
nehmen als der Unterricht in „Gesellschaftskunde“ oder in
„Politische
Weltkunde“ zusammen.
(Dann können wir ihnen die reine
Lehre – nein unsere reine Lehre – beibringen.
Wir
erklären z.B. ein Gesetz zustande kommt oder wie sich eine Koalitionsregierung
bildet aber natürlich nicht die Rolle der Parteien bei beiden
Vorgängen.)
(9)
Schüler und Bürger lernen also möglichst produktionsverwertbare Inhalte.
(Schließlich wollen und sollen die
Bürger einigermaßen gut leben und wir [die Politiker] wollen was zum Verteilen
haben.)
(10) Schüler und Bürger sollen
vieles lernen, möglichst das, was von der eigentlichen Machtfrage ablenkt.
Sie lernen das, was uns an
unserer Machtausübung nicht hindert.
(Wem sich das Wissen als einen
unendliche, kaum beherrschbare Stofffülle darstellt, dem stellt sich eine
Lebensaufgabe, der hat kaum Zeit für anderes
und
erst Recht nicht für die Machtfrage.)