Jochen Olbrich
07.12.2004
Reformen
1. Was sind eigentlich Reformen?
1. Vorüberlegung und Fragen
zur Definition
Welche Begriffe und welche
Ziele spielen bei den Reformen eine Rolle?
Was
soll man eigentlich unter „Reformfähigkeit“ und „Reformwilligkeit“ verstehen?
Worauf
kommt es eigentlich bei Reformen an?
Welche
Fehler werden üblicherweise gemacht?
Wie
lassen sie sich in Zukunft verhindern?
Warum
haben wir einen so genannten „Reformstau“, obwohl es doch fast jede Woche eine
neue Reform gibt?
Welche
Gründe gibt es für Reformen?
Sind
die vielen kleinen „Reförmchen“ nicht bloß Augenwischerei der Politiker?
(Sie
wollen verdeutlichen und folgende Botschaften herüber bringen:
Wir
tun was!
Wir
kümmern uns um die Probleme?
Wir
sind die Handelnden die Entscheider?
Wir haben die Sache im Griff!
Verhindert oder behindert
nicht diese Art der „Problemlösung“ jede echte Reform?
Soll
mit der Vielzahl der „Reförmchen“ eventuell verhindert werden, dass es überhaupt
jemals echte Reformen geben wird?
Sind
wir dann nicht zum Untergang verurteilt?
Diese
und noch viele andere Fragen werden nun in mehreren Kapiteln beantwortet!
Schlagen
wir nach was der Brockhaus dazu sagt:
2. Definition des Begriffes
Reform
[französisch, zu lateinisch >reformare> umgestalten]
Die
Umgestaltung, Neuordnung, planmäßige und schrittweise Veränderung beziehungsweise
Verbesserung gesellschaftlicher Verhältnisse.
Die
Reformpolitik nutzt die in einem politischen System liegenden Möglichkeiten, dieses in bestimmten
Teilbereichen zu verändern
(z.
B. Bildungs- oder Steuerreform).
(c) Bibliographisches
Institut & F. A. Brockhaus AG, 2001
Fassen wir die inhaltlichen Elemente einer
jeden Reform zusammen:
(1)
Reformen können sich nur auf etwas beziehen, was der Mensch selbst geschaffen
hat.
(2) Reformen haben immer einen
gesellschaftlichen Bezug.
(3)
Reformen beziehen sich immer auf die Veränderung von Teilen des Gesamtsystems.
(Danach scheint die Reform von Staat
und Gesellschaft nicht durch die Definition gedeckt. Es gibt immer nur Reformen
von Teil-Systemen
z.B.
Reform der Krankenversicherung oder – noch ein wenig allgemeiner - die Reform
des Gesundheitswesens aber nie die Reform des
ganzen
Staates!)
(4)
Bei allen Reformen geht es um die Veränderung - meist um die Verbesserung – der
gesellschaftlichen Verhältnisse.
(5)
Reformen setzen Veränderungen im Kern einer Sache voraus.
3.
Worum geht es also bei Reformen?
3.1
Es geht um Veränderungen,
die von fast allen als erforderlich
angesehen werden,
die
den Namen Reformen auch verdienen,
die
den Kern einer Regelung verändern,
die
nicht von der aktuellen Kassenlage bestimmt sind,
die
man nicht Übermorgen ändern muss,
die
einem Anspruch nach Gerechtigkeit genügen,
die
mit einfachen Regeln auskommen,
die
jeder sofort verstehen kann,
die
von der Bevölkerung akzeptiert werden,
3.2 Es geht hier um die Chancen
für eine radikale Vereinfachung von
Systemen,
für
eine Abkehr von willkürlichen Festlegungen,
für
einen Umbau auf dem Boden der Verfassung,
für
einen Umbau hin zu prinzipienbasierten Systemen,
für
eine Entflechtung von Systemen,
für
mehr soziale Gerechtigkeit,
für
die Entlastung des Staates von überflüssigen Aufgaben
für mehr finanzielle
Verfügungsmasse für den Staat,
für
geringere Steuern,
3.3 Es geht hier um die
Realisierung,
die praktikabel sein muss,
die
weniger kosten muss als sie nutzt,
die
gleichzeitig einen Abbau von Bürokratie ermöglicht,
die
weniger Gesetze erfordert als heute,
die
sich möglichst leicht durchsetzten lässt,
die
schon bei der Umsetzung auf wenig Widerstände stößt,
3.4
Es geht um die Lösung von Problemen
Es ist an der Zeit, die Beziehung zwischen Problemen und Reformen
herzustellen!
Die
Beziehung ist kurz einfach, einleuchtend und eindeutig!
Jedes
Problem kann man durch eine Reform lösen.
4. Welche
Anforderungen muss ein Reform-Konzept erfüllen?
(oder: Die
Kriterien für einen Reform)
4.1 Die unabdingbaren
Voraussetzungen einer Reform
Hier
mein Kriterienkatalog für echte Reformen:
Jede
Reform muss diese „unabdingbaren“ Voraussetzungen erfüllen:
(1)
Jede Reform muss einen gesellschaftlichen Bezug haben:
(Sie muss sich auf die Gesellschaft
direkt beziehen oder zumindest Auswirkungen auf die Gesellschaft haben.
Sie
muss die gesellschaftlichen Verhältnisse ändern. )
(2)
Jede Reform muss etwas Wesentliches verändern.
(Sie muss umgestalten, ordnen oder neu
ordnen).
(3)
Jede Reform muss für viele Menschen einen erkennbaren Nutzen haben.
(Sie muss für viele Menschen eine
Verbesserung bringen, oder eine ohne diese Reform eintretende Verschlechterung
in Grenzen halten.)
(4)
Jede Reform muss auf lange Sicht angelegt sein.
(„Zukunftsfähigkeit“, „Nachhaltigkeit“,
„Planungssicherheit“)
(5)
Jede Reform muss eine gesetzliche Grundlage haben und Willkür vermeiden. („Legalitätsprinzip“)
Anmerkung:
Neuerdings
gibt es allerdings in Ausnahmefällen auch Willkür durch Gesetze!
4.2 Die wünschenswerten Voraussetzungen einer Reform
Jede
Reform sollte darüber hinaus diese „wünschenswerten“ Voraussetzungen erfüllen:
(1)
Sie sollte sich an Rechtsprinzipien orientieren.
(2)
Sie sollte möglichst nicht mit anderen Systemen verknüpft oder vernetzt sein.
(3)
Sie sollte nicht nur legal sondern auch legitim sein.
(Sie sollte z.B. keine rückwärts
gerichtete Gültigkeit haben.)
(4)
Sie sollte die Bedingungen nennen unter denen sie gelten soll.
(5)
Sie sollte möglichst kurz und einfach sein.