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Politik auf Grund
falscher Zahlen
- Grundsatzpapier -
(7 + 12)
Anmerkungen:
1. Die Zahlen in Klammern bedeuten die
Anzahl der Aussagen meist in Form von Thesen.
2.
Die manchmal dahinter stehende zweite Zahl (dünngedruckt)
bedeutet die Anzahl zusätzlicher Aussagen, die die erste Aussage (These)
stützen sollen.
1.
Jeder, der Macht ausübt oder ausüben will, hat automatisch etwas mit Zahlen zu
tun; z.B. werden Daten und Fakten gesammelt.
Manchmal gefallen einem die gesammelten
Zahlen nicht; dann werden die Zahlen oft geschönt oder gar gefälscht.
Es gibt eine Unmenge
falscher Zahlen. Wichtige falsche Zahlen für Staat, Wirtschaft und Gesellschaft
sind z.B.: die offiziellen Arbeitslosenzahlen, die
offizielle
Staatsquote und die öffentliche Verschuldung, um nur drei wichtige Zahle zu
nennen. Manchmal werden die Begriffe sogar neu definiert, um die
angenehmeren
Zahlen zu erhalten. So gibt e z.B. Tausende von Arbeitslosen, die
Arbeitslosengeld beziehen und trotzdem nicht in der Arbeitslosenstatistik
erscheinen.
Es gibt sogar falsche Zahlen durch falsche Zuordnungen in der Politik selbst:
Wenn
Entscheidungen im Parlament (Legislative) mit Mehrheit getroffen werden, so
stimmen Mitglieder der Regierung über die Gesetze mit ab.
Wenn
man bedenkt, dass in einer Demokratie schon eine einzige Stimme entscheidend
sein kann, ist die Tatsache, dass etwa 34 Mitglieder der Regierung
Sitz
und Stimme im Parlament haben, äußerst bedenklich. Wenn dann
Mehrheitsentscheidungen aufgrund von falschen Zahlen getroffen werden, stellt
sich
die
Frage nach dem Sinn der Gewaltenteilung in einer Demokratie.
2. Als Voraussetzung für gute und
erfolgreiche Politik bedarf es unbedingt - nicht nur aber auch - der Verwendung
richtiger
und
zutreffender Zahlen.
2.1 Um die richtigen Zahlen zu erhalten
bedarf es zunächst einmal einer sachgerechten Bestandsaufnahme.
Die
Bestandsaufnahme hat als Ergebnis neben den zutreffenden Fakten auch immer
richtige Zahlen.
Aus
diesen Zahlen kann man dann auch Tendenzen und Trends ableiten.
2.2 Die richtigen Zahlen ermöglichen dann
eine richtige sachgerechte Analyse.
Hier
kann man einen Faktorenanalyse von einer Strukturanalyse unterscheiden.
Man
kann Kausalketten, Ursache-Wirkungs-Mechanismen und Bedingungsfelder
aufstellen.
2.3 Nur auf grund von richtigen Zahlen
kann man die richtigen Entscheidungen und Maßnahmen treffen, um ein Problem zu
lösen.
Problemlösung
heißt hier, sich mit den Ursachen auseinander zusetzen und die erkanten
Ursachen versuchen, durch geeignete Entscheidungen und
Maßnahmen
zu beseitigen oder ihnen zumindest ein Teil ihrer Wirkungen zu nehmen.
2.4 Selbst das Bekämpfen von Symptomen
kann nur auf grund von richtigen Zahlen erfolgen.
3. Politiker neigen dazu und praktizieren es täglich, mit geschönten Zahlen
zu operieren und damit Politik machen zu wollen.
3.1 Sie glauben, die richtigen (und unerfreulichen) Zahlen verschlechtern
ihre Chancen als Politiker.
Sie fürchten um ihr Ansehen.
Sie
befürchten, nicht wiedergewählt zu werden.
Sie
fürchten Kritik und das Eingeständnis von eigenen falschen Einschätzungen.
Sie
fürchten um ihren Einfluss und ihr Durchsetzungsvermögen.
3.2 Sie glauben, mit den geschönten Zahlen
besser dazustehen, als mit den echten Zahlen.
Sie
können ihre Politik als erfolgreich verkaufen.
Sie
können zumindest aufzeigen, dass sie auf dem richtigen Weg sind.
3.3 Selbst bei einem Regierungswechsel
wird nicht mit einem neuen Anlauf der Wahrheit gedient.
Man
fordert zwar oft einen Kassensturz und eine schonungslose Offenlegung aller
Missstände.
Nach
der Wahl hat man plötzlich andere Probleme:
Wer
wird was? Wer erhält welche Kompetenzen und Finanz-Mittel? Wer erhält welche
Abteilungen?
4. Alle Entscheidungen und Maßnahmen müssen eine Beziehung zu der Realität
also u den echten Zahlen haben.
5. Die offiziell falschen Zahlen verschlechtern die Chance der Politiker, die
richtigen Entscheidungen und Maßnahmen zutreffen.
Damit
haben sie sich selbst das Leben noch schwerer gemacht, als es ohnehin in der
jetzigen Situation ohnehin schon ist.
5.1 Wenn man die geschönte Zahlen
verwendet, so ist die Beziehung zwischen der Realität und dem politischen
Handeln gestört:
(1)
Ein Politiker kann die geschönten Zahlen als Grundlage für seine Entscheidungen
und Maßnahmen zugrunde legen und
die
echten (schlechten) Zahlen verschweigen.
Das
ist der seltenere Fall.
(2) Ein Politiker kann die echten
(schlechten) Zahlen als Grundlage für seine Entscheidungen und Maßnahmen
zugrunde legen.
Das kommt sehr häufig vor!
Hier kann man sich
allerdings fragen, warum er überhaupt so viel Mühe darauf verwendet hat, zu den
geschönten Zahlen zukommen,
wenn
er sie denn doch nicht verwendet?
Ganze
Ämter arbeiten schließlich dafür, Daten zu sammeln – allen voran das
Statistische Bundesamt in Wiesbaden.
5.2 Jeder Politiker der geschönte Zahlen zur Grundlage seiner
Entscheidungen und Maßnahmen macht, steckt in einem fürchterlichen Dilemma:
1. Wenn ein Politiker die
geschönten (offiziellen) Zahlen als Grundlage für seine Entscheidungen und
Maßnahmen nimmt, so kann der
Politiker auch offiziell nur geringfügige
Entscheidungen und Maßnahmen und marginale Veränderungen dem Bürger
präsentieren.
2.
Diese zu schwachen Maßnahmen reichen für die Lösung des Problems nicht aus.
Das
Problem wird abgeschwächt; es kann aber nicht gelöst werden.
3.
Die Statistiken werden weiterhin geschönt und noch stärker geschönt.
Hier kommt es dann häufig zu unerfreulichen Erscheinungen,
Unstimmigkeiten und Ärgernissen, die dazu führten, dass folgender Ausspruch
berühmt
wurde:
„Ich
glaube nur an die Statistik, die ich selbst gefälscht habe!“
5.3 Jeder Politiker der die echten und ungünstigen Zahlen zur Grundlage seiner
Entscheidungen und Maßnahmen macht, steckt ebenfalls in
einem
fürchterlichen Dilemma:
1. Wenn ein Politiker die echten
(schlechten und nicht offiziellen) Zahlen als Grundlage für seine
Entscheidungen und Maßnahmen
zugrunde
legt, wird er es schwer haben, die erforderlichen Entscheidungen und Maßnahmen
überhaupt durchzusetzen.
2.
Der Politiker wird es schwer haben, die erforderlichen Voraussetzungen Personal
und Finanzmittel vom Parlament bewilligt zu
bekommen.
3. Der Politiker wird es schwer
haben, sich den Bürgern verständlich zu machen, weil die Bürger den Eindruck
haben, dass der Politiker
weit
übertreibt und die Entscheidungen und Maßnahmen den Grundsatz der
Verhältnismäßigkeit der Mittel weit überschreiten.
(„Auf
Spatzen schießt man eben nicht mit Kanonen!“)
4.
Wenn er dann letztendlich den gewünschten Erfolg hat, kann er ihn schlecht
erklären und mit seinen auf übertriebenen Maßnahmen
nachvollziehbar
verständlich machen
5.4 Die schreckliche Alternativer heißt also:
(1)
Der Politiker muss den wahrscheinlichen Misserfolg planen und sich dafür
einsetzen.
(2)
Der Politiker muss das Parlament, die breite Öffentlichkeit und den höchsten
Souverän hinters Licht führen.
Dieses
„hinters Licht führen“ erfolgt gleich im Doppelpack:
o
einmal bei den offiziellen geschönten Zahlen und zum anderen
o
bei den völlig unangemessenen Entscheidungen und Maßnahmen.
5.5 Die wahrscheinlichen Folgen sind schwerwiegend:
1.
Vertrauen in die Politik kann so nicht entstehen.
2.
Vertrauen in die sachgerechtes und zukunftsfähiges Handeln der Politiker kann
so nicht entstehen.
3.
Die Akzeptanz des Staates steht auf dem Spiel
6. Noch niemals ist es in der Geschichte
der Menschheit gelungen, auf Grund von falschen Zahlen (oder von falscher
Einschätzung
der
Realität) die richtigen Entscheidungen und Maßnahmen zu treffen.
Es
sei denn die Situation ändert sich völlig überraschend und es ist dann ein
besonderer Glücksfall!
7. Weil die Politiker sich
fast immer so verhalten, muss man annehmen, dass sie sich von ihrem (falschen)
Verhalten und Handeln
mehr
Vorteile, versprechen, als von einem richtigen Handeln das auf wahren Zahlen
beruht. Die Nachteile, die sie
bei einem
richtigen und sachgerechten Handeln befürchten, müssen ziemlich
groß sein in Kauf nehmen müssen,