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Die 10 Gebote für einen Medienskandal
und die Suche nach dem erfolgreichen Vorgehen

aus der Serie:
Die 10 Gebote

 

 

Die 10 Gebote für einen Medienskandal

Alles ist wie immer sehr kurz und knackig beschrieben.
Es sind immer die zehn wichtigsten Aussagen, jede in Form einer These, formuliert.
Ich glaube, ohne Erläuterungen und Sprichwörter auszukommen.



1. Falls du keine Konkurrenz bei der Enthüllung befürchten musst, warte mit der Veröffentlichung auf eine nachrichtenarme Zeit.
     Gut ist der Beginn der Sommerferien; perfekt die Weihnachtszeit. Weil es an anderen Themen mangelt, gibt es hier die größtmögliche Relevanz.

2. Verschieß dein Pulver nicht beim ersten Mal.
     (Der letzte Schuss bleibt im Gewehr!)
     Dosiere die Geschichte so, dass der der Leser das Gefühl bekommt, er habe erst die Spitze des Eisberges gesehen. Das nährt die Neugier und garantiert eine längere Haltbarkeit.

3. Suche dir den besten Zeitpunkt selbst aus!
     Der ideale Zeitpunkt ist gekommen, wenn sich der Angegriffene gerade im Urlaub oder auf Dienstreise befindet.
     Dann kann er sich nicht unmittelbar zur Wehr setzen, sondern hinkt dem Skandal hinterher. Dadurch bekommt der Skandal eine Eigendynamik.
     Außerdem kann er sich nicht optimal erholen, oder ist zusätzliche belastet, und macht vielleicht neue Fehler.

4. Suche Komplizen!
     Ein einzelnes Medium wäre für eine Kampagne viel zu schwach.
     Füttere also recht bald die Konkurrenz! Verwende dafür Exklusiv-Informationen, damit sie in die Geschichte einsteigt.
     Ohne andere willige Vollstrecker – insbesondere auch in den elektronischen Medien – laufen Affären leer.
   
5. Gib nach der ersten Welle Umfragen in Auftrag!
     Es bleibt ja immer etwas hängen. Die Umfragen sollen belegen, dass der Angegriffene an Ansehen verliert. Das beschleunigt seine Negativ-Spirale.
     Anschließend musst du Politiker finden, die seinen Rücktritt fordern.
     Auch Hinterbänkler sind dafür willkommen.
     Dann kannst du tagelang titeln: „Immer stärker wird der Druck  

6. Die Kampagne muss möglichst lange dauern!
     Wenn die Kampagne bereits lange dauert, spielt das ursprüngliche Thema kaum noch eine Rolle. Dann kann das Zusatzargument gebracht werden, dass die Debatte das Amt selbst
     beschädigt hat.

7. Komme mit immer neuen Vorwürfen!
     Dabei zählt nicht Qualität sondern Quantität. Kann der Angegriffene die Vorwürfe schon aus Zeitgründen nicht sofort entkräften, lässt sich ihm Salamitaktik vorwerfen.
     Gibt der Angegriffene nur das zu, was bereits bekannt ist, ist dies für ihn noch schlimmer, weil er an Glaubwürdigkeit weiter verliert.

8. Streue immer mehr Gerüchte!
    Diese können auch aus dem Umfeld des Angegriffenen kommen.
     Es lässt sich auch Wirkung erzielen, wenn man ganz allgemein das Gerücht streut, dass es „im persönlichen Umfeld“ noch mehr Dinge gäbe, die enthüllt werden müssen.

9. Starte nach etwa 2 bis 3 Wochen die Nachfolge-Diskussion!
     Das erzeugt das Gefühl, der Rücktritt des Angegriffenen sei nur noch eine Frage der Zeit.

10. Sollte die angegriffene Person jetzt immer noch im Amt bleiben, so konzentriere dich auf die Charakterfrage!
     Behaupte einfach: Er sei ein Pattex-Politiker. Er klammere sich an das Amt. Er ist ehrlos. Er hat keine Würde mehr.

(Quelle:
          In starker Anlehnung an den Artikel „Wie ein Skandal gemacht wird“
          von Malte Lehming als Kontra-Punkt „ Zehn goldene Regeln: Wer sie beherrscht, hat die Macht“ im Tagesspiegel vom 10. Januar 2012.
          Weitere Informationen aus dem Artikel:
          Die Murdoch-Gruppe hatte bereits vor Jahren eine Anleitungs-Broschüre mit dem Titel „The Making oft Skandal“ erarbeitet.
          Es ging damals um Bill Clinton und um die Lewinsky-Affäre.
          Nicht der Inhalt des Skandals wurde dem Präsidenten zum Verhängnis, sondern sein Umgang damit.
          Die Broschüre  enthielt auch die „Zehn goldenen Regeln für die erfolgreiche Inszenierung eines Skandals“.
          Diese 10 Regeln sollen hiermit in Erinnerung gerufen werden.)


Dazu passt ein Spruch von Manfred Krug: „Wir sollten eine Weltanschauung haben, ohne die Welt angeschaut zu haben.“