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Finanz- und Wirtschaftskrise
Gliederung
1. Der Fragenkatalog (6)
2. Bestandsaufnahme (8)
2.1 Die
Finanzprodukte und die Verhaltensmechanismen (2)
2.2 Das Handelvolumen mit Devisen (2)
2.3 Das Handelsvolumen mit Devisen durch Hedge-Fonds (4)
3. Informationen über den Handel mit Derivaten (6)
4. Zusatzinformationen über Derivate (9)
4.1 Das Handelsvolumen der Derivate ist sehr unterschiedlich. (5)
4.2 Man muss mindestens vier Dinge streng von
einander trennen. (4)
5.
Die Dimensionen (5)
6. Die gewaltigen Risiken (5)
7. Rolle des Staates (18)
7.1 Welche
Rolle hat der Staat bisher gespielt? (5)
7.2 Welche Rolle soll der Staat in Zukunft spielen? (8)
7.3 Eigene Bewertung als Anmerkung (5)
8. Der Ausblick (7)
9. Schlussbemerkung
Ausführungen
1. Der Fragenkatalog (6)
1.
Wie ist es dazu gekommen, dass plötzlich Milliarden und Billionen fehlen ?
2.
Um welche Größenordnung geht es?
3.
Um welche Finanzprodukte geht es?
4.
War das Verhalten ein regelgemäßes Verhalten?
Welche
Regeln gelten? Waren es zu viele? Waren es zu wenige? Waren die Bereiche auch
unreguliert?
5.
Hat man es nicht gemerkt, über sehen, absichtlich übersehen?
6.
2. Bestandsaufnahme
(8)
2.1 Die Finanzprodukte und
die Verhaltensmechanismen (2)
Es geht um bestimmte
Finanzprodukte:
1.
Es geht um Finanzprodukte mit Hebelwirkung:
Puts
und Calls, Venture Kapital, Fonds, Dachfonds, Optionsscheine, Knock-out
Produkte
o im Bereich der festverzinslichen: US-Zinskontrakte,
Zinsderivate und Anleihen,
o
kurzfristige Zinskontrakte: Euro-Dollar-Futures, Optionen auf Futures
und auf Zinsen,
o
Währungen und Devisen: Devisenkontrakte und
o
Aktien: Aktienindices, Aktienkontrakte,
2.
Es geht um bestimmte Verhaltensmechanismen:
Leerverkäufe, Verbriefung, Zweckgesellschaften, (Fachjargonausdruck
eigentlich „Structured Investment Vehikles“ [SIV]) oder „Conduits“),
Weiterveräußerung
von Hypotheken, Bezahlung des Kaufpreise durch die gekaufte Firma usw.
2.2 Das Handelvolumen mit
Devisen (2)
Der Handel mit Devisen ist ganz normal. Schließlich gibt es
einen Welthandel; also müssen Devisen gehandelt werden.
Exporte
müssen in den Empfängerländern bezahlt und Importe im eigenen Land bezahlt
werden.
Je
mehr der Welthandel zunimmt desto größer ist der Handel mit Devisen.
1.
Das Handelsvolumen mit Devisen betrug 2006 etwa 2 000 Mrd US-$ pro Tag.
Davon wurden etwa vier Fünftel wurden in
US-Dollar gehandelt
(Quelle:
Harenberg Aktuell 2008 – Das Jahrbuch – Lexikonverlag; Stichwort „Devisenhandel“,
Seite 484)
2.
Die Zuwächse im Devisenhandel sind offensichtlich enorm.
Im Jahre 2001 betrug der Umsatz
„nur“ 1 210 Mrd US-$ pro Tag
(Quelle: Harenberg Aktuell 2008 – Das
Jahrbuch – Lexikonverlag; Stichwort „Devisenhandel“, Seite 484)
2.3 Das Handelsvolumen mit
Devisen durch Hedge-Fonds (4)
1. Spektakuläre Geschäfte von
internationalen Hedge-Fonds ließen im Verlauf des Jahres 2006 den Wert
der
japanischen Währung gegenüber dem Euro um 13 % fallen.
(Quelle: Harenberg
Aktuell 2008 – Das Jahrbuch – Lexikonverlag;
Stichwort „Devisenhandel“, Seite 484)
2.
Die Hedge-Fonds nutzten die Tastsachen, dass die japanische Notenbank
versuchte, die Deflation mit
einer
Nullzinspolitik zu bekämpfen.
Hedge-Fonds nahmen daraufhin für Hunderte
von Milliarden US-Dollar Kredite in Japan auf und legten das Geld
kurzfristig in zu höheren Zinsen in Europan an.
(Quelle:
Harenberg Aktuell 2008 – Das Jahrbuch – Lexikonverlag; Stichwort
„Devisenhandel“, Seite 484)
3.
Von dem Kursrückgang des Yen profitierte auch japanische Unternehmen, die hohe
Exporte hatten.
(also
die Exportwirtschaft)
Sie konnten dadurch ihre Waren
preiswerter auf dem Weltmarkt anbieten.
(Quelle: Harenberg Aktuell 2008 – Das
Jahrbuch – Lexikonverlag; Stichwort „Devisenhandel“, Seite 484)
4. Auch auf die Kursgewinne dieser
Aktiengesellschaften hatte die Hedge-Fonds Milliardensummen
gewettet,
sodass sie zusätzliche Gewinne verbuchen konnten.
(Quelle:
Harenberg Aktuell 2008 – Das Jahrbuch – Lexikonverlag; Stichwort
„Devisenhandel“, Seite 484)
3. Informationen über den Handel mit Derivaten (6)
1. Es gibt kein Gesetz, das den Handel mit Derivaten einschränkt.
2. Es
können dem Wert nach mehr Derivate über Aktien, Anleihen und Währungen gehandelt
werden als
überhaupt
Aktien, Anleihen oder Währungen vorhanden sind.
3.
Derivate können sehr verschiedene Finanzinstrumente sein:
Besonders gehandelt wurden
o
im Bereich der festverzinslichen: US-Zinskontrakte, Zinsderivate und
Anleihen,
o
kurzfristige Zinskontrakte: Euro-Dollar-Futures, Optionen auf Futures
und auf Zinsen,
o
Währungen und Devisen: Devisenkontrakte und
o
Aktien: Aktienindices, Aktienkontrakte,
4. Von
besonderer Bedeutung ist der jeweilige Trend:
Beispiele.
o
Welchen Zufluss an Kapital haben die Hedge-Fonds?
o
Wie haben sich die Umsatze in Hedge-Fonds entwickelt?
o
Wie sehen die Trends in den einzelnen Regionen aus?
z.B. in Asien, Europa (Deutschland) und Südamerika
5. Das Handelsvolumen der Derivate ist sehr
unterschiedlich.
o Einen sehr großen Teil nahmen die Derivate im
festverzinslichen Bereich, wie Anleihen und Zinsderivate ein.
Hier
stieg das Handelsvolumen weltweit um 21 % auf 304 Billionen US-Dollar.
o
Die kurzfristigen Zinskontrakte zu den auch Euro-Dollar-Futures gehören,
verzeichneten in Nordamerika
einen
Anstieg um 23 % auf 159 Billionen Dollar.
o
In Europa legte ihr Volumen um 18 % auf 95 Billionen Dollar zu.
o Bei Devisenkontrakten gab es im
1. Quartal einen Anstieg um15 % auf 2,7 Billionen Dollar.
o
Das Handelsvolumen bei Kontrakten auf Aktienindices stieg um 7 % auf rund 26
Billionen Dollar.
(Quelle:
„Umsatz mit Derivaten legt deutlich zu“, Handelsblatt vom 14.06.2005)
6.
Der schiefe Vergleich: Spiel-Casino und Börse
„Wer
den Börsenhandel mit einem Spiel-Casino vergleicht, kennt weder das
Spiel-Casino noch die Börse!“
(Quelle: Radermacher in seinem Buch „Balance oder
Zerstörung“ ) (?)
In
einen Spiel-Casino werden bestimmte Quoten des Einsatzes garantiert. Ein Teil
des Einsatzes wird garantiert
ausgeschüttet
und gelangt wieder in die Hände der Spieler.
An der Derivate-Börse können alle alles verlieren.
Es gibt sogar Produkte mit
Nachschuss-Pflicht des „Anlegers“!
4. Zusatzinformationen
über Derivate (9)
4.1 Das
Handelsvolumen der Derivate ist sehr unterschiedlich. (5)
1.
Einen sehr großen Teil nahmen die Derivate im festverzinslichen Bereich, wie
Anleihen und Zinsderivate ein.
Hier
stieg das Handelsvolumen weltweit um 21 % auf 304 Billionen US-Dollar.
2.
Die kurzfristigen Zinskontrakte zu den auch Euro-Dollar-Futures gehören,
verzeichneten in
Nordamerika
einen Anstieg um 23 % auf 159 Billionen Dollar.
3.
In Europa legte ihr Volumen um 18 % auf 95 Billionen Dollar zu.
4. Bei Devisenkontrakten gab es im 1.
Quartal einen Anstieg um15 % auf 2,7 Billionen Dollar.
5. Das Handelsvolumen bei Kontrakten auf
Aktienindices stieg um 7 % auf rund 26 Billionen Dollar.
( Quelle: „Umsatz
mit Derivaten legt deutlich zu“, Handelsblatt vom 14.06.2005)
4.2 Man muss mindestens vier
Dinge streng von einander trennen. (4)
1. Die Anzahl
der Hedge-Fonds: 7
000 Hedge-Fonds (2004)
(Quelle:
„Hedge-Fonds stehen vor einem Kulturschock“, Handelsblatt vom 10.12.2004)
9 000
Hedge-Fonds (2006)
(Quelle:
Harenberg Aktuell 2008 – Das Jahrbuch – Lexikonverlag; Stichwort „Hedge-Fonds“,
Seite 160)
2.
Das in Hedge-Fonds
angelegten Kapital
also
das Fondsvermögen der Hedge-Fonds: 900 Mrd US-$ (2004)
(Quelle:
„Hedge-Fonds stehen vor einem Kulturschock“, Handelsblatt vom 10.12.2004)
1 500 Mrd US-$ (2006)
(Quelle: Harenberg Aktuell 2008 – Das Jahrbuch –
Lexikonverlag; Stichwort „Hedge-Fonds“, Seite 161)
3.
Das Handelsvolumen der Hedge-Fonds pro Tag: 6 Billionen US-$ *(2006)
(Quelle: Harenberg Aktuell 2008 – Das Jahrbuch –
Lexikonverlag; Stichwort „Hedge-Fonds“, Seite 161)
4.
Das Handelsvolumen der Hedge-Fonds pro Jahr: 1 332 Billionen US-$ (2005)
(Quelle: „Umsatz
mit Derivaten legt deutlich zu“, Handelsblatt vom 14.06.2005)
1 500 Billionen US-$ (2006)
*
Die Rechnung: 6 Billionen pro Tag mal
250 Arbeitstage ergibt 1 500 Billionen US-$ pro Jahr
Zum Vergleich:
Das
gesamte Bruttoinlandprodukt (BIP) der USA beträgt nur etwa 13 000 Mrd $ oder 13
Billionen US-$.
(Im
Jahre 2006 betrug das BIP genau 13 163, 870 Mrd US-$)
(Quelle.
Fischer Weltalmanach 2009, Seite 500)
Das
Handelsvolumen ist also das Hundertfache des US-Amerikanischen
Bruttoinlandproduktes.
5. Sehr eindrucksvoll
kann eine graphische Darstellung sein!
Es
ist sehr beeindruckend, wenn man sich die Dimensionen dieses jährlichen
Handelsvolumen als
großes
Rad einmal graphisch vor Augen führt.
Zeichnet man mal einen kleinen Kreis für die 13 Billionen
US-$, die die US-Amerikanische Wirtschaft in einem
Jahr
als Wertschöpfung erwirtschaftet ( des US-Amerikanischen BIP) und nimmt für die
13 Billionen US- Dollar
einen
Durchmesser von 13 Millimeter.
(Maßstab:
13 Billionen US-Dollar entsprechen 13 Millimeter)
Dann
würde sich für das jährlich Handelsvolumen Kreis mit einem Durchmesser von 1 500
Millimeter ergeben.
(oder
1 50 cm oder 1,5 m)
Es
ist sinnvoll, für beide Kreise den selben Kreismittelpunkt zu wählen.
Der große Kreis soll das jährliche weltweite
Handelsvolumen der Derivate darstellen.
(Durchmesser: 150 cm oder 1,5 Meter!!!)
Der kleine Kreis soll das jährliche US-amerikanische BIP
darstellen
(Durchmesser: 1,3 cm)
5. Die
Dimensionen (5)
1.
Mittlerweile kontrollieren Hedge-Fonds 20 bis 25 % des Deutschen Aktienmarktes;
5 % mehr als im vergangenen Jahr.
(Quelle:
„Hedge-Fonds – die neue Börsenmacht“, Handelsblatt vom 7.9.2005)
2. Die
Hedge-Fonds drehen weltweit an einem riesigen Rad, das in seinen Dimensionen
einem hohen
Vielfach
der Weltwirtschaft entspricht
3. Wenn man nur einmal davon ausgeht, das
bei jedem „Geschäft“ im Durchschnitt nur 1 % verdient
wird,
wurden mit Derivaten in einem Jahr 13 000 Mrd US-Dollar verdient.
(Quelle:
Harenberg Aktuell 2008 – Das Jahrbuch – Lexikonverlag; Stichwort „Hedge-Fonds“,
Seite 161)
Die
Rechnung:
1
% von 1 332 Billionen US-$ ergibt 13,32
Billionen US-$
oder 13
320 Mrd US-$
Hinweis: Die
im deutschen „Absolut Research Hedge-Fonds-Index“ zusammengefassten Hedge-Fonds
erwirtschaften
im Jahre 2006 nur eine Rendite von 3,2 %.
4.
Diese Summe entspricht dem US-Amerikanische Bruttoinlandsprodukt.
5.
Ein paar Personen, die mit Derivaten handeln, verdienen mehr als das ganze
amerikanische Volk erwirtschaftet.
Ein paar Menschen verdienen mit
Derivaten mehr als alle 25 Länder der EU zusammen erwirtschaften.
6. Die gewaltigen Risiken (5)
1. Bereits zum Jahreswechsel 2006/2007
alarmierten wissenschaftliche Untersuchungen die Politik, dass
sich
die Hedge-Fonds zu einem „systemischen Risiko für die Weltwirtschaft“
entwickelt hätten.
Da niemand Einblicke
in die Geschäfte der Hedge-Fonds besitze oder eine Kontrolle ausübe, könne das
Streben
nach kurzfristigen Gewinnen jederzeit zu unvorhergesehenen
Folgen führen.
(Quelle: Harenberg Aktuell 2008
– Das Jahrbuch – Lexikonverlag; Stichwort „Hedge-Fonds“, Seite 161)
2. Dies sei
besonders dann der Fall, wenn durch so genannte Leerverkäufe mit
gleichgerichteten Strategien
eine
schnelle Anpassung an die Marktlage angestrebt wird.
Es könnten Preisexplosionen bei
bestimmten Rohstoffen oder Zusammenbrüche von nationalen Währungen eintreten.
(Quelle: Harenberg Aktuell 2008 – Das Jahrbuch –
Lexikonverlag; Stichwort „Hedge-Fonds“,
Seite 161)
3. Noch
verheerender wären die Auswirkungen, wenn Hedge-Fonds selbst zahlungsunfähig
würden.
Sie
könnten dann internationale Banken, die ihre Kreditgeber waren, mit in den
Konkurs reißen.
(Quelle:
Harenberg Aktuell 2008 – Das Jahrbuch – Lexikonverlag; Stichwort „Hedge-Fonds“,
Seite 161)
4.
„Die Finanzkrise kostet 2,8 Billionen Dollar!“ Das sagt Mervyn King der
Gouverneur der Bank of England.
(Quelle: „Die Finanzkrise kostet 2,8
Billionen Dollar“, Handelsblatt vom 29. Oktober 2008)
5.
Die maximale Größe des Risikos ist dann gegeben, wenn keiner mehr diese
Produkte haben will und die
Wettscheine
damit wertlos sind.
Dann wären weltweit die gesamten Volumen
an Derivaten – egal um was es sich dabei handelt – wertlos.
Das
gesamte in Hedge-Fonds angelegte Kapital beträgt etwa 1 500 Mrd US-$ (2006).
(Quelle: Harenberg Aktuell 2008 – Das
Jahrbuch – Lexikonverlag; Stichwort „Hedge-Fonds“, Seite 161)
Wenn man das gesamte in
Hedge-Fonds angelegte Kapital von 1 500 Mrd US-$ (2006) einfach mal mit dem
Faktor
10
(100) multipliziert, kommt man auf 15 (150) Billionen US-$.
Der
zugrunde gelegt Basiswert ist immer wesentlich geringer als der Preis des
Derivates. Wenn das nicht so wäre
könnte
man ja gleich die Aktie, die Währung oder die Anleihe kaufen!
Das könnte der maximale weltweite Verlust sein.
Es
fragt sich bloß, wer dann diesen Verlust trägt!!!
7. Rolle des Staates (13)
7.1 Welche Rolle hat der Staat bisher gespielt? (5)
1.
Der Staat hat schon vor Jahrzehnten den staatlichen Banken besondere
Privilegien gewährt.
Es geht um die Bankengruppe der Kreditanstalt für
Wiederaufbau (KfW), die nach 1949 gegründet würde und die
Marschallplanhilfe
organisieren und verteilen sollte, mit insgesamt 6 Banken.
Es
geht außerdem um alle Landesbanken.
Sie
haben die schrecklichen Bezeichnungen „Gewährträgerhaftung“ und „Anstaltslast“.
o Gewährträgerhaftung bedeutet, dass der Staat, also der
Steuerzahler, für jedes Geschäft haftet.
o
Anstaltslast bedeutet, dass die Bank nicht Pleite gehen kann. Der Staat – also
der Steuerzahler – haftet für die
Existenz
der Bank.
Manager
staatlicher Banken gehen also leichter und schneller ein höheres Risiko ein als
Manager privater Banken.
Außerdem
können sich die staatlichen Banken wegen der beiden Staatsgarantien günstiger
refinanzieren.
Verantwortung
der handelnden Personen wird abgeschafft und das Risiko auf den Steuerzahler
abgewälzt.
Wenn
die Manager gute Gewinne machen, genießen sie besonders bei den Finanzministern
hohes Ansehen.
Nicht
einmal hier passt der Satz: „Gewinne werden privatisiert – die Verluste
sozialisiert.“
2.
Die „Private Equity Gesellschaften“ wurden wohl 2003 im Rahmen des
Finanzmarktförderungsgesetzes zugelassen.
3. Die Gründung von
„Zwecksgesellschaften“, bei denen faule Kredite außerhalb der Bilanzen unter-
gebracht
werden konnten, um damit die finanzielle Lage von Unternehmen (besonders von
Banken)
verschleiern
zu können, wurden wohl ebenfalls 2003 im Rahmen des Finanzmarktförderungsgesetzes
zugelassen.
4.
Der Staat muss auch alle anderen Finanzprodukte mit Hebelwirkung in Deutschland
zugelassen haben.
Es geht um „Puts“ und um „Calls.
Es
geht um „Optionen“.
Es
geht um „Short Selling“ und um „Venture Capital“ (Risikokapital).
Es
geht um so genannte „Knock-out-Produkte“ und um viele andere Produkte.
Es
werden z.B. weit mehr Finanzprodukte über eine Aktiengesellschaft gehandelt als
diese Aktiengesellschaft
überhaupt
Aktien hat.
5.
Der Staat muss nicht nur bestimmte Finanzprodukte zugelassen haben, sondern
auch verschiedene
Arten
von „Transaktionen“:
o
Verbriefung:
Es geht um die Verbriefung fauler Kredite – so
genannter Schrottanleihen, um Penny-Stocks.
o
Leerverkäufe:
Es geht um Leerverkäufe, bei denen zu einem
bestimmten Termin die Ware (Aktie, Anleihe, Pfandbrief,
Bundesschatzbrief)
geliefert werden muss.
o
Weiterverkauf von Hypotheken
Es geht um den Weiterverkauf von Hypotheken. Viele
Hausbesitzer glaubten, sie hätten einen Vertrag mit
einer
bestimmten Bank. Nun sind sie mit der Bedienung der Hypothek in Verzug geraten
und es meldet sich
eine
ganz andere Bank bei ihnen und droht mit Zwangsversteigerung. Wenn sie sicht
zahlen können, sind sie
nicht
stolzer Hausbesitzer, sondern ein Obdachloser.
o
Übernahme ganzer Unternehmen durch „Heuschrecken“ (Müntefering)
Es geht um die Übernahme ganzer Unternehmen, bei der
das übernommen Unternehmen hohe Schulden
aufnehmen
muss, mit dem dann nachträglich der Kaufpreis bezahlt wird.
7.2 Welche
Rolle soll der Staat in Zukunft spielen? (8)
1.
Soll der Staat die Krisen bewältigen oder soll er die Kräfte des Marktes allein
wirken lassen?
2.
Welche Rolle darf er, soll er, muss er spielen?
3.
Soll er wenigstens seine eigenen Fehler eingestehen und beseitigen?
4.
Ist der Staat überhaupt in der Lage, die Krise zu bewältigen?
5.
Welche Mittel stehen ihm zur Verfügung?
6.
Reichen diese Mittel zur Krisenbewältigung aus?
7.
Schafft der Staat mit der Bereitstellung der neuen Mittel nicht die
Voraussetzung dafür, dass wieder mehr Kapital
in
das gewaltige Rad eingespeist wird, aus dem sich wieder Spekulanten bedienen
können?
8.Wie
will er das verhindern?
7.3 Eigene
Bewertung als Anmerkung (5)
1.
Es geht mir nicht darum festzustellen, welche Fehler die rot-grüne Regierung in
diesem Zusammen-
hang
gemacht hat und welche Auswirkungen diese Fehler hatten
2.
Die neue Regierung hätte ja die Chance gehabt, die Fehler zu korrigieren.
3.
Jede Person, jede Partei, jede Regierung kann ja selbst seine/ihre eigenen
Fehler korrigieren.
4.
Auch in den Koalitionsverhandlungen zur jetzigen 16. Legislaturperiode wurden
diese Probleme und
Fehler
– soweit mir bekannt ist – nicht thematisiert.
5.
Nun ist man im Nachhinein und im Lichte der letzten Erkenntnisse und Einsichten
immer schlauer als
zur
Zeit der Entscheidung.
8. Der Ausblick (7)
1.
Er sieht offensichtlich sehr düster aus!
2.
Erst wenn der Leidensdruck groß genug sein wird, werden Maßnahmen und
Entscheidungen getroffen,
die
die Ursachen bekämpfen.
3.
Man macht keine Bestandsaufnahme; man macht keine Analyse! Man erforscht nicht
die Ursachen!
Man
erforscht nicht, wie es dazu kam! Man erforscht nicht die Bedingungsfelder
dieses Riesenrades!
4.
Die staatlichen Banken haben mehr Verluste eingefahren als die privaten Banken.
Man thematisiert
nicht einmal die beiden Privilegien der staatlichen Banken mit den
schrecklichen Bezeichnungen
„Gewährsträgerhaftung“
und „Anstaltslast“.
5.
Bisher bekämpft man eher die Auswirkungen – die Symptome als die eigentlichen
Ursachen.
o Es werden weiter hin „Puts“ und „Calls“
gehandelt und zugelassen.
o
Es werden weiterhin Leerverkäufe zugelassen.
o
Es wird weiterhin zugelassen, dass eine größere Anzahl von Derivaten z.B. bei
Aktien gehandelt werden können,
als
Aktien überhaupt vorhanden sind.
o
Man hat immer neue Finanzprodukte kreiert und zugelassen. Man hat z.B. ein so
genanntes Mezzanine-Kapital
zugelassen
zur Finanzierung der Wirtschaftsunternehmen zugelassen.
o
Es werden keine so genannten Zweckgesellschaften verboten, mit den man die
größten Risken außerhalb der
Bilanz
verstecken kann.
Die
Politik hat es ja beim Staat vorgemacht mit seinen Neben- und
Schattenhaushalten.
(So
verwaltet die Bundesvermögensverwaltung meines Wissens nur noch Schulden.)
o
Es wird keine sogenannte „Verbriefung“ fast fauler Kredite verboten.
o
Man hat keine Regeln für Rating-Agenturen aufgestellt und durchgesetzt.
Sie
entscheiden über die Bonität von Gesellschaften, lassen sich aber nicht in die
Karten schauen und entziehen
sich
so jeder Kontrolle. Sie gehören wie die Hedge-Fonds zu den unregulierten
Bereichen.
o
Man will nun gegen Steueroasen vorgehen; dabei hat die Deutschen
Pfandsbriefanstalt (Depfa) selbst ihren Sitz
nach
Irland verlegt. (Warum wohl?)
o
Man hat weltweit keine klaren Regeln für die Hedge-Fonds entwickelt und
beschlossen.
(Quelle:
„Keine Meldepflicht für Hedge-Fonds in den USA“, Handelsblatt vom 26. Juni
2006)
(Quelle:
„ Bankenverbände streiten über EU-Aufsicht“, Handelsblatt vom 26. Juni 2006)
o
Man hat keine klaren Kompetenzen für die Aufsicht entwickelt und umgesetzt:
1.
Beispiel:
Die
Deutsche Bundesbank und das Bundesamt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin)
müssen zusammen
arbeiten,
wenn sie etwas bewirken wollen.
2.
Beispiel:
Die
neu gegründete „Bilanzpolizei“ (Deutsche Prüfstelle
für Rechnungslegung oder Enforcement Institution)
muss
immer, wenn sie Unregelmäßigkeiten entdeckt, das Bundesamt für
Finanzdienstleistungsaufsicht
(BaFin)
einschalten.
Das
Besondere:
Beide
werden gerade von denen finanziert, die sie kontrollieren müssen.
Die
Finanzierung verläuft direkt also am offiziellen Haushalt vorbei.
(Haushaltsehrlichkeit ade!)
Das
senkt die offizielle Staatsquote. Das kostet keine Steuergelder.
Das
erhöht die Kosten der betroffenen Unternehmen (Banken, Versicherungen und
Aktiengesellschaften).
Es
verschlechtert die internationale Wettbewerbsfähigkeit der betroffen
Unternehmen.
Gleichzeitig
vergrößert man eine andere Gefahr.
Man
begünstigt damit bewusst oder unbewusst folgende kriminelle Tatbestände:
Korruption,
Bestechlichkeit, Vorteilsnahme und Begünstigung im Amte, falsche Beurkundung,
Falschaussage,
Unterschlagung, Bilanzfälschung usw.
o
Stattdessen will man die wenigen freien Banken an die Leine nehmen und den
politischen Einfluss auf sie
stärken.
(Geschäftsmodell, Dividendenzahlung, Höhe der Manager-Gehälter)
Anmerkung:
In
dieser Auflistung der Fehler stecken gleichzeitig die Ansätze für Lösungen
zukünftiger Probleme,
die
diesen Namen auch verdienen würden.
6.
Das, was man über Jahrzehnte versäumt hat, zu verabreden, einzuleiten,
auszuprobieren, umzusetzen,
soll
nun über Nacht in einer Nacht- und Nebelaktion Wirkung zeigen.
Die Details stehen (mal wieder) in einer Rechtsverordnung;
dann braucht man bei jeder Ausformulierung einer
Detailfrage
und bei jeder Änderung nicht mehr das Parlament zu fragen und um Zustimmung (zu
einer Gesetzes-
änderung)
zu bitten.
7.
Es bleiben selbst dann sehr viele Fragen offen. Hier nur fünf Fragen:
a)
Wo sind die vielen ungezählten Milliarden Dollar, Euro und Yen geblieben?
b)
Was haben die Gewinner der Spekulation damit gemacht ?
c)
Kann man die Gewinne wieder zurückverlangen und zurückholen?
d)
Wer bezahlt die Gewinne, wenn man sie nicht zurückholen kann?
e)
Wie wirkt sich das ganze Finanzdesaster in der Zukunft aus?
9. Schlussbemerkungen
Die hier verwendeten Quelle sind oft nicht die allerneuesten.
Im
Lichte älterer Quellen wirkt die Betrachtung meist sachlicher und steriler und
weniger aufgeregt.
Ich
habe für dieses gewaltige und heikle Thema 64 Aussagen gemacht.
Diese
Aussagen wurden in stark gegliederter Form zusammen getragen.
Dabei
habe ich 39 Quellen angeben.
Ich
habe noch etwa 60 Zeitungsausschnitte zu diesem Thema.
o
Die Inhalte in den Zeitungsausschnitten bestätigen viele der hier getroffenen
Aussagen und Feststellungen.
o
Kein Inhalt in diesen Ausschnitte widerspricht den hier gemachten Aussagen oder
den
hier getroffenen Feststellungen.
Für
besonders bemerkenswert halte ich die Tatsache, dass sich Hedge-Fonds an
Private Equity Gesellschaften
beteiligen
oder selbst welche gründen.