Jochen Olbrich
07.12.2004
Reformen
5. Faktoren, die Reformen beeinflussen
und öffentlicher Druck
1. Faktoren für
Reformen
Es
gibt grundsätzlich zwei Arten von Faktoren bezogen auf die Reformen. Man kann
sie in ihrer Wirkung auf die Reformen unterscheiden. Es gibt Faktoren, die die
Reformen begünstigen, beschleunigen und erleichtern; und es gibt Faktoren die
die Reformen behindern, verzögern und erschweren.
1.1
Begünstigende Faktoren für die Durchsetzung von Reformen
o Die Bevölkerung müsste eine allgemeine
Einsicht in die Notwendigkeit von Veränderung haben. Etwa nach dem Motto:
„So kann es auf
keinen Fall weiter gehen!“
„Es
muss sich vieles ändern und zwar jetzt!“
„Die
Zeit ist reif für eine Kehrtwendung!“
o Wenn die wirtschaftliche Lage der
Bevölkerung schlecht ist, würde das die Durchsetzung begünstigen.
o Die Darstellung des „Neuen Systems“ muss verständlich
sein.
o
Je mehr die Verbreitung in Presse, Rundfunk, Fernsehen und Internet
gelingt, desto besser sind die Chancen für die Durchsetzung.
o
Je mehr es gelingt, die Massen zu mobilisieren, desto besser sind die
Chancen für die Durchsetzung.
o
Je mehr es gelingt Persönlichkeiten, die als Multiplikatoren wirken können,
zu überzeugen, desto besser sind die Chancen für die
Durchsetzung.
o
Eigene Fehler in der Sache müssen vermieden werden.
o Die eigene Unangreifbarkeit muss
während des ganzen Vorganges hergestellt und durchgehalten werden.
1.2 Erschwerende Faktoren für die Durchsetzung von Reformen
o Wenn die wirtschaftliche Lage der
Bevölkerung gut ist, dann würde das die Durchsetzung behindern.
Wenn das richtig ist, dann wären die
nachfolgend aufgeführten Faktoren begünstigende Faktoren eine grundlegende
Reform:
-
sinken de Einkommen und abnehmende Kaufkraft,
-
allgemeinen Verunsicherung über die wirtschaftliche und politische Lage
-
eine hohe Arbeitslosigkeit,
-
viele Sozialhilfeempfänger,
-
viele Obdachlose,
-
viele Straßenkinder,
o
Wenn es einer Partei gelingen sollte, (allein) die absoluten Mehrheit zu
schaffen, würde das die Durchsetzung behindern.
Wenn
das richtig ist, dann wäre es für die Durchsetzung vorteilhaft, wenn es mehrere
Parteien gibt, die egal bei welcher Wahl jeweils bei
20
bis 30 % der Stimmen liegen würden.
Wobei
natürlich einer Bundestagswahl eine höhere Bedeutung zukommt als eine Landtagswahl.)
Um
eine Regierung zu bilden, müssen dann Koalitionen ausgelotet werden.
Diese langwierigen Verhandlungen schaffen
allseits Missmut und Verdruss und begünstigen die Bereitschaft zu einer echten
Reform.
1.3 Selbst gemachte
Hindernisse
(Hinweis:
Siehe
auch Kapitel 12 „Welche Chancen bestehen für Reformen?“ aus dieser Reihe
„Reformen“!)
Es
gibt aber noch erschwerende Faktoren, die in den selbst durchgeführten Reformen
selbst liegen.
o
Der Begriff „Reform“ ist (absichtlich) diskreditiert worden.
Er ist negativ belegt worden.
Jede
kleine Veränderung nennen die Politiker „Reform“ und jede kleine Veränderung hat
man stets Reform genannt und wird weiterhin als
„Reform“
bezeichnet.
Jedes
„Reförmchen“ wurde zur (Jahrhundert-)Reform.
Jedes
Gesetz wird als Reform „verkauft“ und trotzdem beklagen alle einen Reformstau.
o
Die andauernde Verwendung des Begriffes „Reform“ trägt mit dazu bei, jede echte
Reform
zu verhindern.
o.
Die vielen kleinen „Reförmchen“ bringt den Politikern viele Vorteile.
Für jede „Reform“ stehen den Politikern
neue Mittel zur Verfügung.
Sie
schaffen neue Behörden (Bundesämter oder Landesämter oder kommunale Einrichtungen).
Das
verschafft ihnen die Verfügungsgewalt über neues Personal.
Das
verschafft ihnen die Verfügungsgewalt über noch mehr Geld vom Steuerzahler.
o An
echten Reformen, sind die Politiker überhaupt nicht interessiert.
Gemeint sind echte Reformen, die diesen
Namen auch verdienen - also grundsätzliche Veränderungen z. B. von Strukturen.
o
Echte Reformen, die den Einfluss des Staates wirklich zurückdrängen, sind nicht
in Sicht und auf keinem Gebiet zu erkennen.
o
Die Politiker nehmen lieber die totale Überreglementierung in Kauf als dass sie
etwas staatliche Macht dem Bürger zurückgeben.
o
Kompetenzen, die die Politiker dem Staat einmal erobert haben, geben Politiker nicht
so ohne weiteres wieder her.
o
Der Staat hat alle Bereiche die den Menschen unmittelbar und mittelbar
betreffen fest im Griff. „Der Staat reicht bis zum Boden“.
o
Die Politiker haben sich viele Regeln, nach denen sie sich verhalten wollen,
selbst gegeben.
o
Die Übertragung von Kompetenz und Macht auf andere wird stets nur innerhalb des
von den Politikern vorgegebenen Rahmens ermöglicht.
o
Bei Reformen in neuen Bereichen in denen sich neue Probleme ergeben, tut sich
der Staat sehr schwer.
o
Alle Politiker - egal welcher Partei - arbeiten an der Kompliziertheit des
Systems Bundesrepublik Deutschland. Das ist schon seit Jahren
und Jahrzehnten so.
Damit
kommen wir zu der Kernthese!
o Die
Kompliziertheit des Systems garantiert den Erhalt des Systems.
Fazit:
Gerade
die selbst gemachten Hindernisse sind am schwersten zu beseitigen und erscheren
jede Reform!
2. Öffentlicher
Druck für die Realisierung einer grundlegenden Reform
(oder: Wie groß muss der Druck sein, damit sich etwas
ändert?)
Die
erforderliche „Überzeugungsarbeit“ muss mindestens auf drei Ebenen stattfinden:
-
Mitmenschen,
-
Medien und
-
Politiker und Parteien.
2.1 Basisarbeit für den Druck von unten
Gespräche mit anderen Menschen, Nachbarn,
Kollegen
2.2
Öffentlichkeitsarbeit über die Medien mit dem Ziel öffentlichen Druck auszuüben
Hier kommen in Frage:
-
Gespräche mit anderen Menschen,
-
Gespräche mit Journalisten,
-
Leserbriefe an Zeitungen,
-
Artikel in Zeitungen,
-
Unterschriften sammeln,
-
Anfragen über Abgeordnete,
2.3 „Bearbeiten“ der Politiker
Das
größte Dilemma und das deshalb wohl am schwersten zu lösende Problem wird das
folgend Genannte sein:
Gerade
die Personen (Politiker), die man kritisiert,
denen
man einigen Fehler und Versäumnisse vorwirft,
denen
man einigen mangelnde Voraussicht vorhält,
benötigt
man für die Veränderung.
Die
größte Schwierigkeit ist dabei wohl, dass die Politiker einen Verlust anMacht
erleiden werden.
Dafür
kann man in die Wagschale werfen, dass es kein bessere Konzept gibt.
Mit
diesem Konzept sind zukünftige Wahlerfolge auch auf lange Sicht
vorprogrammiert.
Erst eine falsche Anwendung des Gesetzes über die
Wirkungsmechanismen im Staat führt zu Verdruss bei der Bevölkerung
und
mindert die Wahlchancen.
Deshalb
muss man sich mit ihnen „besondere Mühe“ geben!
o Gespräche mit
Politikern,
o
Anfragen über Abgeordnete,
o
Erstellen und „Anwenden“ eines Grundfragenkatalog als Prüfsteine für Politiker.
(„Wahlprüfsteine“)
o
Zuschicken und fragen, ob die Antwort veröffentlicht werden darf?
Stichwörter für einen Grundfragenkatalog
könnten sein:
-
Steuern und Abgaben,
-
Schulden des Staates,
-
Überreglementierung,
-
Vorschriften und Gesetze und die Freiheit des Einzelnen,
-
Aufgaben und Funktionen der Parteien,
-
Rolle der Parteien (allgemein und beim „Neuen System“),
-
Parteien und Machtbildung
2.4 „Bearbeiten“ der
Parteien
Anfragen an Partein
Androhen,
dass die Spenden gering ausfallen oder ganz gestrichen werden.
2.5
Individualvorschlag, Volksinitiative, Volksbegehren und Volksentscheid
Unterschriften sammeln,
Volksbegehren
(bis hin zum Volksentscheid),