Jochen Olbrich                                                                                                                                                                      07.12.2004

               Reformen
7. Die Bewertung eines Reformvorhabens?
           (Herrschaftswissen)
               2. Fassung

 

 

Reformen

7. Die Bewertung eines Reformvorhabens

Gliederung

1. Die Gesamtbewertung
1.1 Die Vorteile
1.2 Die Nachteile
1.3 Die offnen und noch ungelösten Fragen
1.4 Veränderung der Checkliste

2. Die Kriterien
2.1 Die sachbezogenen Kriterien:
2.1.1 Problemlösungskompetenz.
2.1.2 Nachhaltigkeit (Rechtssicherheit):
2.1.3 Vernetzung:

2.1.4 Praktikabilität:
2.1.5 Macht und Freiheit
2.1.6 Geldfluss
2.2 Die übergeordneten Kriterien
2.2.1 Rechtstreue und Rechtssicherheit:
2.2.2 Treue gegenüber der Verfassung
2.2.3 Treue gegenüber den Rechtsprinzipien: (Prinzipiengerechtigkeit)
2.3 Die politischen Kriterien
2.3.2 Ideologiefreiheit:
2.4 Die psychologischen und soziologischen Kriterien.
2.4.1 Akzeptanz
:

3. Die 10 Fragen noch einmal als Checkliste:

4. Beispiele
4.1 Die Gesundheitsreform
4.2 Die Riester-Rente
4.3 Die Zuzahlung bei den Krankenkosten

 

Ausführungen

1. Die Gesamtbewertung

1.1 Die Vorteile
      1. Mit diesen Kriterien sind sie nun in der Lage, eine Gesamtbewertung vorzunehmen.
          Es ist dabei völlig egal, ob es sich um einen Idee, einen Vorschlag, einen Antrag oder um einen Gesetzentwurf oder
          gar ein ganzes Reformpaket handelt. Egal was es ist, Sie können es bewerten!
          Damit haben Sie also ein Mittel in der Hand, auch jedes beabsichtigte Reformvorhaben bewerten zu können!
      2. Es ist leicht handhabbar und treffsicher!
      3. Es erlaubt eine sichere Prognose für die Umsetzung und das Gelingen der Reform in der Zukunft!
      4. Sie haben anschließend auch noch genügend Argumente in der Hand, ihre Bewertung und Entscheidung über das
          beabsichtigte Reformvorhaben rational und für jeden einsichtfähig zu begründen!
      5. Die Anwendung der Checkliste erzwingt eine rationale Auseinandersetzung mit dem Reformvorhaben.

1.2 Die Nachteile
      1. Diese Handhabung der Checkliste macht zusätzliche Arbeit.
      2. Die Checkliste bindet den Bewertenden an seine einmal gefasste Meinung.
          Er kann seine Meinung schlecht verändern besonders dann, wenn er sie öffentlich gemacht hat. Er legt sich also fest
          – hat aber für seine Festlegung gute Argumente.

1.3 Die offenen und noch ungelösten Fragen
      1. Eine nicht offen ausgesprochene Frage ist die Frage der Gewichtung der einzelnen Kriterien.
          Es ist von vorn herein nicht einzusehen, warum jedes Kriterium gleichwertig sein soll.
      2. Diesem Problem habe sich versucht, durch zwei Entscheidungen aus dem Wege zu gehen:
          (1) Die Kriterien habe sich so ausgewählt, dass sie das ganze Spektrum der Kriterien abdecken.
          (2) Die Kriterien sind so ausgewählt worden, dass sie alle ohne Ausnahme unbedingt erfüllt werden müssen.
            Wenn bei einem Reformvorhaben auch nur ein einziges Kriterien nicht erfüllt werden kann (oder die Gültigkeit des
            Kriteriums nicht voll gesichert ist oder auch nur erhebliche Zweifel bestehen) taugt das gesamte neue Reformvorhaben
            nichts! Es müsste noch vor der Einleitung des Gesetzgebungsverfahrens verbessert werden!

1.4 Veränderung der Checkliste
      1. Wenn Sie bei einem Kriterium anderer Meinung sein sollten, können Sie getrost dieses Kriterium aus der Checkliste
          herauswerfen und durch Ihr eigenes Kriterium ersetzen.
      2. Sie können das auch bei mehren Kriterien so machen, wenn Sie der Meinung sind, die gesamte Checkliste dadurch
          zu verbessern.
      3. Sie können die Checkliste auch um einige Kriterien erweitern.
      4. Sie können die Qualität ihrer so veränderten Checkliste an vergangenen Reformen überprüfen.
          (Siehe Beispiele ab Seite 7.
                   - Die Gesundheitsreform
                   - Die Riester-Rente,
                   - Die Zuzahlung bei den Krankenkosten)
      5. Der Vorteil bleibt in jedem Fall, dass Sie rational vorgehen (müssen).
      6. Die einzelnen Fragen, die den Kriterien entsprechen, müssen Sie selbst formulieren. Wenn Sie sich für ein Kriterium
          entscheiden, wissen Sie nicht sofort die richtige passende Fragestellung und erst recht nicht die Antwort. Auch dieses
          dreistufige Verfahren ist ein Verfahren das der Objektivierung dient.
          Sie machen sich durch dieses Verfahren weitestgehend frei von vorgefassten Meinungen (Vorurteilen) oder ideologisch
          eingefärbten Ansichten.
      7. Kurz:
            o Sie entscheiden über das Kriterium.
            o Sie entscheiden über die Fragen und
            o Sie selbst geben dann die Antworten.

1.5 Auswertung der Checkliste:

        Wenn auch nur eine einzige Frage mit einem „nein“ beantwortet wird, taugt die beabsichtigte Reform nichts.
      Wenn Sie mehrere Fragen mit „nein“ beantworten     


2. Die Kriterien
2.1 Die sachbezogenen Kriterien:
2.1.1 Problemlösungskompetenz.
2.1.2 Nachhaltigkeit (Rechtssicherheit):
      (1) Wird mit dem beabsichtigten Regelwerk wahrscheinlich eine nachhaltige Lösung erreicht?
2.1.3 Vernetzung:
      (2) Wird mit dem beabsichtigten Regelwerk wahrscheinlich die bestehende Vernetzung von Systemen vermindert?
2.1.4 Praktikabilität:
      (3) Wird mit dem beabsichtigten Regelwerk wahrscheinlich eine bessere Praktikabilität erreicht?
2.1.5 Macht und Freiheit
      (4) Wird mit dem beabsichtigten Regelwerk wahrscheinlich ein mehr an Freiheit für die Bürger erreicht?
2.1.6 Geldfluss
      (5) Muss der Bürger nach Umsetzung des Reformvorschlages weniger als bisher bezahlen?
      o Erhält der Bürger nach Umsetzung des Reformvorschlages höhere Leistungen?

2.2 Die übergeordneten Kriterien
2.2.1 Rechtstreue und Rechtssicherheit:
      (6) Wird mit diesen Reformvorschlägen bestehende Willkür vermindert?
2.2.2 Treue gegenüber der Verfassung
      (7) Wird mit dem beabsichtigten Regelwerk wahrscheinlich ein höheres Maß an Verfassungsgerechtigkeit erreicht?

2.2.3 Treue gegenüber den Rechtsprinzipien: (Prinzipiengerechtigkeit)
      (1) Äquivalenzprinzip:
      (2) Gleichheitsgrundsatz (oder der Gleichbehandlungsgrundsatz):
      (3) Konnexitätsprinzip (oder das Prinzip der Konnexität)
      (4) Legalitätsprinzip (oder das Rechtsprinzip der Legalität)
      (5) Offizialprinzip (oder der Amtsgrundsatz)
      (6) Opportunitätsprinzip (oder das Rechtsprinzip der Opportunität)
      (7) Rechtssicherheit (oder das Prinzip der Verlässlichkeit)
      (8) Rechtsstaatsprinzip
      (9) Römisches Rechtsprinzip
      (10) Solidarstaatsprinzip (oder das Grundprinzip des Sozialstaates;) Es wird auch: („Solidarprinzip“ genannt.)
      (11) Subsidiaritätsprinzip (oder das Prinzip der Subsidiarität)
      (12) Transparenzprinzip (oder das Prinzip der Transparenz)
      (13) Verursacherprinzip:
      (14) Wettbewerb (oder das Grundprinzip der Marktwirtschaft)
      (8) Ist der Reformvorschlag prinzipiengerechter als das jetzige Regelwerk?

2.3 Die politischen Kriterien
2.3.2 Ideologiefreiheit:
      (9) Wird mit dem beabsichtigten Regelwerk wahrscheinlich weniger Ideologie in die Gesetzgebung fließen als vorher?

2.4 Die psychologischen und soziologischen Kriterien.
2.4.1 Akzeptanz:
      (10) Wird das beabsichtigten Regelwerk wahrscheinlich beim Bürger besser ankommen als der jetzige Zustand?

Anmerkung:
        Für eine Gesamtbewertung und gleichzeitig als abschließende Bewertung können diese 10 Fragen dienen.
        Sie sind aus den Kriterien zur Beurteilung von Reformvorhaben abgeleitet worden.
        Sie sind außerdem so formuliert, dass es positiv ist, wenn man sie mit einem „ja“ beantworten kann.
        Sie sind entsprechend der bisher verwendeten Gliederung geordnet.

 

3. Die 10 Fragen noch einmal als Checkliste:

      (1) Nachhaltigkeit
           
Wird mit dem beabsichtigten Regelwerk wahrscheinlich eine nachhaltige Lösung erreicht?
      (2) Vernetzung:
           
Wird mit dem beabsichtigten Regelwerk wahrscheinlich die bestehende Vernetzung von Systemen vermindert?
      (3) Praktikabilität:
           
Wird mit dem beabsichtigten Regelwerk wahrscheinlich eine bessere Praktikabilität erreicht?
      (4) Macht und Freiheit
               Wird mit dem beabsichtigten Regelwerk wahrscheinlich ein mehr an Freiheit für die Bürger erreicht?
      (5) Geldfluss
               Muss der Bürger nach Umsetzung des Reformvorschlages weniger als bisher bezahlen?
      (6) Rechtstreue und Rechtssicherheit
               Wird mit diesen Reformvorschlägen bestehende Willkür vermindert?
      (7) Verfassungstreue:
               Wird mit dem beabsichtigten Regelwerk wahrscheinlich ein höheres Maß an  Verfassungsgerechtigkeit erreicht?
        (8) Prinzipiengerechtigkeit:
               Ist der Reformvorschlag prinzipiengerechter als das jetzige Regelwerk?      
        (9)
Ideologiefreiheit:
           
Wird mit dem beabsichtigten Regelwerk wahrscheinlich weniger Ideologie in die Gesetzgebung fließen als vorher?
        (10)
Akzeptanz:
               Wird das beabsichtigten Regelwerk wahrscheinlich beim Bürger besser ankommen als der jetzige Zustand?

Zur Erinnerung:
         Wenn auch nur eine einzige Frage mir einem „nein“ beantwortet wird, taugt die beabsichtigte Reform nichts.

4. Beispiele als Anwendung der Checkliste

4.1 Ein erstes Beispiel: Gesundheitsreform
      (Anwendung der 10 Fragen bei der neuen sogenannten Gesundheitsreform)

      (1) Nachhaltigkeit                                                                                                                     
Eigene Einschätzung
             Wird mit dem beabsichtigten Regelwerk wahrscheinlich eine nachhaltige Lösung erreicht?                                   nein!!!!

      (2) Vernetzung:
            
Wird mit dem beabsichtigten Regelwerk wahrscheinlich
                 die bestehende Vernetzung von Systemen vermindert?                                                                                            
nein!!!


      (3) Praktikabilität:
            
Wird mit dem beabsichtigten Regelwerk wahrscheinlich eine bessere Praktikabilität erreicht?                             nein!!!!

      (4) Macht und Freiheit:
                 Wird mit dem beabsichtigten Regelwerk wahrscheinlich
                 ein mehr an Freiheit für die Bürger erreicht?                                                                                                             
nein!!


      (5) Geldfluss:
                 Muss der Bürger nach Umsetzung des Reformvorschlages weniger als bisher bezahlen?                                      nein!!!!!

      (6) Rechtstreue und Rechtssicherheit:
                 Wird mit diesen Reformvorschlägen bestehende Willkür vermindert?                                                                    nein!!!!

      (7) Verfassungstreue:
                 Wird mit dem beabsichtigten Regelwerk wahrscheinlich
                 ein höheres Maß an Verfassungsgerechtigkeit erreicht?                                                                                          
nein!!!!


      (8) Prinzipiengerechtigkeit:
                 Ist der Reformvorschlag prinzipiengerechter als das jetzige Regelwerk?                                                                 nein!!!!

            (9) Ideologiefreiheit:
                  
Wird mit dem beabsichtigten Regelwerk wahrscheinlich
                        weniger Ideologie in die Gesetzgebung fließen als vorher?                                                                                
nein!

          (10) Akzeptanz:
                        Wird das beabsichtigten Regelwerk wahrscheinlich
                        beim Bürger besser ankommen als der jetzige Zustand?                                                                                   
nein

Fazit: Die neue sogenannte Gesundheitsreform taugt nichts!!

 

4.2 Ein zweites Beispiel: Riester-Rente

         (Anwendung der 10 Fragen bei der neuen sogenannten Riester-Rente

         (1) Nachhaltigkeit:                                                                                                                  Eigene Einschätzung
                   Wird mit dem beabsichtigten Regelwerk wahrscheinlich eine nachhaltige Lösung erreicht?                            nein!!

         (2) Vernetzung:
                  
Wird mit dem beabsichtigten Regelwerk wahrscheinlich
                        die bestehende Vernetzung von Systemen vermindert?                                                                                     
nein!!!


         (3) Praktikabilität:
                  
Wird mit dem beabsichtigten Regelwerk wahrscheinlich eine bessere Praktikabilität erreicht?                      nein!!

         (4) Macht und Freiheit:
                        Wird mit dem beabsichtigten Regelwerk wahrscheinlich
                        ein mehr an Freiheit für die Bürger erreicht?                                                                                                      
nein!!


         (5) Geldfluss:
                        Muss der Bürger nach Umsetzung des Reformvorschlages weniger als bisher bezahlen?                               nein!!!

         (6) Rechtstreue und Rechtssicherheit:
                        Wird mit diesen Reformvorschlägen bestehende Willkür vermindert?                                                             nein!!

         (7) Verfassungstreue:
                        Wird mit dem beabsichtigten Regelwerk wahrscheinlich
                        ein höheres Maß an Verfassungsgerechtigkeit erreicht?                                                                                   
nein!!


            (8) Prinzipiengerechtigkeit:
                        Ist der Reformvorschlag prinzipiengerechter als das jetzige Regelwerk?                                                          nein!! 

            (9)
Ideologiefreiheit:
                  
Wird mit dem beabsichtigten Regelwerk wahrscheinlich
                        weniger Ideologie in die Gesetzgebung fließen als vorher?                                                                                
nein!

 
         (10) Akzeptanz:
                        Wird das beabsichtigten Regelwerk wahrscheinlich
                        beim Bürger besser ankommen als der jetzige Zustand?                                                                                   
nein

Fazit: Die neue sogenannte kapitalgedeckte Riester-Rente taugt nichts!!

2.4 Einzelbewertung
        Mit dieser Checkliste können Sie aber auch Einzelbewertungen vornehmen.
        Jede einzelne Entscheidung oder Maßnahme kann mit dieser Checkliste bewertet werden:
        Sie selbst  bleiben aber immer der jenige, der entscheiden muss- also stets Herr des Geschehens-

      Ein Beispiel: Die Zuzahlung bei den Krankenkosten
        Sie können bewerten, beurteilen und entscheiden, ob die geplante Zuzahlung bei den Krankenkosten von 1% des jährlichen
        Bruttoeinkommens und 2% für die „normalen Patienten“ sinnvoll ist oder nicht.
        Sie haben anschließend auch noch genügend Argumente in der Hand, ihre Entscheidung rational und für jeden einsichtfähig zu begründen!


      (1) Nachhaltigkeit                                                                                                                   Eigene Einschätzung
            Wird mit dem beabsichtigten Regelwerk wahrscheinlich eine nachhaltige Lösung erreicht?                                    nein!!

      (2) Vernetzung:
           
Wird mit der beabsichtigten Zuzahlung wahrscheinlich
               die bestehende Vernetzung von Systemen vermindert?                                                                                              
nein!!!


      (3) Praktikabilität:
           
Wird mit der beabsichtigten Zuzahlung wahrscheinlich eine bessere Praktikabilität erreicht?                                 nein!!!!!


      (4) Macht und Freiheit:
               Wird mit der beabsichtigten Zuzahlung wahrscheinlich ein mehr an Freiheit für die Bürger erreicht?                     nein!!


      (5) Geldfluss:
               Muss der Bürger nach Umsetzung der beabsichtigten Zuzahlung weniger als bisher bezahlen?                               nein!!!

      (6) Rechtstreue und Rechtssicherheit:
               Wird mit dieser beabsichtigten Zuzahlung bestehende Willkür vermindert?                                                              ja etwas


      (7) Verfassungstreue:
               Wird mit der beabsichtigten Zuzahlung  wahrscheinlich
               ein höheres Maß an Verfassungsgerechtigkeit erreicht?                                                                                           
nein!!


      (8) Prinzipiengerechtigkeit:
               Ist der Reformvorschlag der beabsichtigten Zuzahlung prinzipiengerechter als das jetzige Regelwerk?                nein!! 

      (9) Ideologiefreiheit:
           
Wird mit dem beabsichtigten Regelwerk wahrscheinlich
               weniger Ideologie in die Gesetzgebung fließen als vorher?                                                                                        
nein!

      (10) Akzeptanz:
               Wird das beabsichtigten Regelwerk wahrscheinlich beim Bürger besser ankommen als der jetzige Zustand?       nein

Fazit: Schlecht